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Das Schweigen brechen – Der Weisse Ring zeigt ab Ende August seine ungewöhnliche Ausstellung "Opfer" in der Unteren Rathaushalle


Eröffnungsveranstaltung mit Gastredner Richard Oetker am 31. August 2015

Mehr als 70 außergewöhnlichen Plakate und Fotos von Studentinnen und Studenten der Bauhaus-Universität Weimar zu den Tabuthemen "Häusliche Gewalt" und "Sexueller Missbrauch" zeigt die Opferhilfsorganisation "Weisser Ring" ab Sontag 30. August 2015 in der Unteren Rathaushalle. Dabei vermeiden die Künstler bewusst brutale Darstellungen von Gewalt.
Doch die Plakate lassen beim Betrachter eigene Bilder entstehen, die unter die Haut gehen. "Die Ausstellung will auf die alltägliche, oft im Verborgenen stattfindende Kriminalität aufmerksam machen. Sie soll bei den Besuchern darauf hinwirken, ihre Umwelt anders zu betrachten und falls erforderlich Zivilcourage zu zeigen", sagt Innensenator Ulrich Mäurer, der die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernommen hat. Die Bilder machen deutlich: Wer schweigt, macht sich mitschuldig. In der Eröffnungsveranstaltung am Montag, 31. August 2015, wird darüber hinaus Richard Oetker um 18 Uhr in der Kirche Unser Lieben Frauen über seine Entführung im Jahr 1976 und die damit verbundenen Erfahrungen aus der Perspektive des Opfers berichten. Das Verbrechen an dem Unternehmersohn hatte damals international für Schlagzeilen gesorgt. Begleitet wird die Ausstellung von der Polizei Bremen und der Bundespolizei, die an vier 4 Nachmittagen in
der Unteren Rathaushalle Vorträge zur Kriminalprävention halten.
"Die Ausstellung konfrontiert den Betrachter mit dem Leid der Opfer, die oftmals schweigen – aus Angst, Scham und Hilflosigkeit", betont Dierk Schittkowski, Landesvorsitzender des WEISSEN RINGS in Bremen. Viele würden sich nach dem erlittenen Unrecht zudem allein gelassen fühlen. Auf einem Bild sehen die Besucher ein kleines Mädchen, das treuherzig in die Kamera schaut. Unter dem Porträtfoto steht: Diese Hure hat ihren Onkel verführt. Wer geschockt weiterliest, findet kleingedruckt den Satz: So rechtfertigen sich die Täter. "Die ausgestellten Bilder machen nachdenklich und sollen Anstoß für Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft geben", so Schittkowski. Jede vierte in Deutschland lebende Frau habe in ihrer Partnerschaft schon einmal körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Zudem würden Jahr für Jahr 20.000 Kinder Opfer sexueller Übergriffe. Die Dunkelziffer sei jedoch weit höher. "Das ist nur die Spitze des Eisbergs", ist Schittkowski überzeugt, der selbst die Polizeilaufbahn durchlaufen hat und derzeit als Abteilungsleiter bei der Innenbehörde arbeitet. Die Erfahrung zeige, dass viele Straftaten nicht angezeigt würden.
Beim WEISSEN RING, Deutschlands größter Opferschutzorganisation, finden Opfer von Kriminalität und Gewalt Hilfe durch menschlichen Beistand und persönliche Betreuung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten die Betroffenen beim Umgang mit Behörden, begleiten sie zu Gerichtsterminen, informieren sie über die Möglichkeiten, Rechtsschutz in Anspruch zu nehmen oder wie sie finanzielle Unterstützung zur Überbrückung von Notlagen nach Verbrechen erhalten können.
Derzeit hat der WEISSE RING im Landesverband Bremen ca. 500 Mitglieder. 80 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in vier Außenstellen und in den Zeugenbetreuungszimmern im Landgericht Bremen und im Amtsgericht Bremerhaven kümmern sich um die Opfer von Kriminalität und Gewalt. Der gemeinnützige Verein finanziert seine Arbeit aus Mitglieds¬beiträgen, Spenden, testamentarischen Verfügungen und der Zuweisung von Geldbußen. Bundesweit stehen rund 3.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer des Weißen Rings in 420 Außenstellen Kriminalitätsopfern und ihren Familien mit Rat und Tat zur Seite.
Der WEISSE RING präsentiert die Ausstellung "Opfer" von Sonntag, 30. August bis Sonntag, 6. September 2015 in der Unteren Rathaushalle. Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei.
Zusätzlich zur Ausstellung werden jeweils ab 17 Uhr Vorträge der Polizei Bremen zu folgenden Themen angeboten:
Dienstag, 1. September: "Einbruch"
Mittwoch, 2. September: "Straftaten zum Nachteil älterer Menschen"
Donnerstag, 3. September: "Straßenraub"
Freitag, 4. September: "Zivilcourage"
In der Eröffnungsveranstaltung am Montag, 31. August 2015 wird Richard Oetker um 18 Uhr in der Kirche Unser Lieben Frauen über seine Entführung im Jahr 1976 und die damit verbundenen Erfahrungen aus der Perspektive des Opfers berichten.
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