Staatsanwaltschaft und Polizei Bremen
ermitteln in mehreren Fällen gegen einen 29 Jahre alten Bremer. Ihm wird
vorgeworfen, über einen längeren Zeitraum vornehmlich junge
homosexuelle Männer u. a. nachgestellt, erpresst und bedroht zu haben.
Die
Tatbestände sind nicht abschließend: Internetbetrug, Nachstellung,
Missbrauch von Notrufen, Verletzung des höchstpersönlichen
Lebensbereichs durch Bildaufnahmen, üble Nachrede, Nötigung, Fälschung
beweiserheblicher Daten, Ausspähen von Daten, Bedrohung und Räuberische
Erpressung.
Im Visier des 29-Jährigen standen homosexuelle
Jugendliche, dem Anschein nach Homosexuelle oder Personen, welche sich
für diese eingesetzt haben. Der Bremer agierte hauptsächlich über das
Internet und benutzte speziell soziale Netzwerke. Es wurden falsche
Accounts erstellt, die unter anderem vortäuschten, von den verschiedenen
Opfern selbst zu stammen. Auf diese Weise erhielt der Bremer Zugang zu
Freundeskreisen, erlangte damit Informationen und konnte gezielt
Nachrichten streuen. Teilweise gab er sich selbst als Opfer aus, um so
das Vertrauen zu erlangen und um weitere Informationen zu gewinnen, die
er für seine Taten missbrauchte. Ziel war es stets, den jungen Männern
Probleme zu bereiten und ihnen das Leben schwer zu machen. Einige wurden
beispielsweise über das Internet geoutet. In anderen Fällen verkaufte
der Bremer über Kleinanzeiger Tickets und Mobiltelefone im Namen der
Opfer. Die Ware wurde nie geliefert, die Opfer bekamen dadurch große
Probleme, da ihre Namen, Telefonnummern und teilweise auch ihre Adressen
bei den betrügerischen Verkäufen angegeben wurden.
Die umfangreichen Ermittlungen des Staatschutzes führten zu dem Bremer und sind bis heute noch nicht abgeschlossen.
Die
Opfer haben große Beeinträchtigungen in ihren persönlichen
Lebensumständen erfahren. Dabei haben sie u.a. ihre Rufnummern wechseln
und sich mit Rechnungen und Inkassounternehmen auseinandersetzen müssen.
Der Fall zeigt aber auch: Nicht alle Opfer homophober Gewalt
wagen den Weg zur Polizei oder in die Öffentlichkeit, weil Homosexuelle
aus Angst vor Repressalien nicht selten ihre Identität zu verbergen
versuchen. Nicht jede Tat wird bei der Polizei angezeigt und kann damit
auch zukünftig schwer verhindert werden, weil sich die Täter in
Sicherheit wiegen und weitere Straftaten ohne Angst vor Strafverfolgung
begehen können. Nicht zuletzt aus diesen Gründen stellt die Polizei
Bremen seit 2015 der Community mit Sven Rottenberg einen fachlichen
Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen zur Seite. Er
ist über sein eigenes Mailpostfach direkt erreichbar:
Agl@polizei.bremen.de.
Oder telefonisch: 01522/2969685. Bitte beachten Sie: Unser
Ansprechpartner ist nicht rund um die Uhr im Dienst. Sollten Sie
dringend Hilfe benötigen, wählen Sie bitte den Notruf 110.