"Kinder im Exil" heißt das Projekt von PiB – Pflegekinder in Bremen gemeinnützige GmbH, das im Auftrag des Jugendamtes unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ein Zuhause auf Zeit geben soll: bei Pflegefamilien oder Pflegepersonen.
Anja Stahmann und PiB-Geschäftsführerin Monika Krumbholz (re.)
Pflegemutter Corinne Daum (li.) mit dem 18-jährigen Cheikh aus dem Senegal und Senatorin Anja Stahmann
Corinne Daum ist als Mentorin beim Verein Fluchtraum e. V. aktiv und hat Cheikh in der Notaufnahme-Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Sporthalle Am Saatland in Borgfeld kennengelernt. PiB begleitete die Anbahnung und Vermittlung von Cheikh in ein Vollzeitpflegeverhältnis gemäß den geltenden Jugendhilferichtlinien. Die Familie Daum nimmt seit 2007 Pflegekinder in ihrer Familie auf, ihre beiden Töchter (23 und 25 Jahre) sind inzwischen erwachsen. Im Jahr 2013 hatten sie den ersten minderjährigen Flüchtling aufgenommen.
"Im vergangenen Jahr hat Bremen rund 2.600 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufgenommen, zehnmal so viele wie 2013., Jeder junge Flüchtling hat seine eigene individuelle Biografie, Sehnsüchte und Wünsche. Eine Gastfamilie kann Kindern und Jugendlichen genau die Geborgenheit bieten, die mancher von ihnen braucht, um hier gut anzukommen", sagte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport.
Auch die Pflegeeltern May und Holger Reimann haben ihr Pflegekind über PIB kennengelernt; seit Januar 2016 betreuen sie Eyad (14 J.) aus Syrien. Eyad ist im Oktober 2015 nach Bremen geflüchtet und hat vorher in der Jugendhilfeeinrichtung Hermann-Hildebrandt-Haus gelebt. Die Familie betreibt einen Pferdehof in Oberneuland. Die Eheleute Reimann betreuen als geschulte Pflegeeltern seit 2007 Pflegekinder im Auftrag des Jugendamtes.
Eyad besucht seit Februar die Oberschule, geht regelmäßig zum Fußballtraining und spricht und versteht schon gut Deutsch.
"Es hat sich bei uns schnell wohl gefühlt; da wir gleich Deutsch mit ihm gesprochen haben, hat er viel gelernt. Gut war und ist, dass er noch Kontakte in seine alte Wohngruppe hat und die Freundschaften nicht abgebrochen sind. Eyad geht gerne zur Schule und ist, wie alle Jungen in seinem Alter, ein begeisterter Fußballer", berichtet der Pflegevater Holger Reimann.
PiB informiert, qualifiziert und begleitet Familien, Paare oder Einzelpersonen, die sich vorstellen können, diesen jungen Menschen einen sicheren, familiären Ort zu bieten. Dafür werden weltoffene Familien gesucht, die Erfahrung mit unterschiedlichen Lebensstilen und anderen Kulturen haben und die sich im Umgang mit jungen Menschen auskennen.
Ein freies Zimmer reiche zur Aufnahme eines Jungen oder Mädchen aus Krisen- und Kriegsgebieten allerdings nicht, betonte PiB-Leiterin Krumbholz: "Gefragt ist auf jeden Fall eine offene und positive Grundeinstellung auch fremden Kulturen gegenüber. Vor einer Vermittlung steht eine ausgiebige Vorbereitung. Interessierte Familien, Paare oder Einzelpersonen werden von PiB für diese anspruchsvolle Aufgabe qualifiziert. Es kommt auch nicht für jeden Jugendlichen eine familiäre Unterbringung in Frage. Es muss schon passen. Hier ist Aufrichtigkeit gefragt – umso nachhaltiger aber kann sich ein gutes Miteinander und für die jungen Flüchtlinge eine echte Unterstützung entwickeln.
Minderjährige Flüchtlinge unterliegen, wie alle Jugendlichen, dem in Deutschland geltenden Kinder- und Jugendhilfegesetz (geregelt im Sozialgesetzbuch VIII). Pflegepersonen, die einen jungen Menschen aufnehmen, erbringen Leistungen nach § 33 SGB VIII (Heilpädagogische Vollzeitpflege) und werden entsprechend geschult und ausgewählt. Über eine Aufnahme entscheidet immer das Amt für Soziale Dienste und das zuständige Casemanagement bzw. die Vormünder. Die Fachberaterinnen von PiB begleiten die Familie und das Kind/ den Jugendlichen in der Kennlernphase und sind für die Vermittlung und den Abschluss einer Betreuungsvereinbarung zuständig. Das Jugendamt entscheidet über die Jugendhilfemaßnahme (Heilpädagogische Vollzeitpflege) und zahlt das Pflegegeld.
Für weitere Informationen können sich Interessierte an die PiB Fachberatung Kinder im Exil wenden:
- Konstanze Jäger, Tel. 0421 958820-58, E-Mail: k.jaeger@pib-bremen.de
- Gabriele Jürgens, Tel. 0421 958820-59, E-Mail: g.juergens@pib-bremen.de
- Kornelia Kötz, Tel. 0421 958820-57, E-Mail: k.koetz@pib-bremen.de
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