Am Samstag fand im Weserstadion das
Bundesligaspiel zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV statt. Die
Polizei bilanziert einen intensiven Großeinsatz, der von vielen
brenzligen und heiklen Situationen geprägt war.
Für die Polizei
Bremen zählte dieses Derby zu den Hochrisikospielen. Die
Problemfangruppierungen stehen sich seit Jahren feindlich gegenüber.
Durch im Vorfeld bekannt gewordene polizeiliche Ermittlungen war mit
Auseinandersetzungen rund um dieses Spiel zu rechnen. Daher wurde eines
der größten Polizeiaufgebote seit langem zu dieser Bundesligabegegnung
eingesetzt. Den Bremer Einsatzkräften standen am Samstag zusätzlich
Polizeikräfte aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Berlin
zur Verfügung.
Insgesamt waren über 5.500 Fans des Hamburger SV
per Bahn, in Bussen und individuell angereist. Nur etwa 600 von ihnen
nutzten den Bus-Shuttle, der direkt vom Hauptbahnhof zum Weser-Stadion
eingerichtet wurde. Bei diesem Shuttle wurde durch
einen Hamburger eine
Scheibe eines Busses herausgetreten. Gegen ihn folgt jetzt ein
Strafverfahren wegen Sachbeschädigung.
Insgesamt wurden bisher circa 20 Strafverfahren eingeleitet. Weitere Ermittlungen dauern an.
Insgesamt wurden 34 Personen vorläufig festgenommen (18 Hamburger, 16
Bremer). Die Delikte, die ihnen vorgeworfen werden sind u. a.
Landfriedensbruch, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte,
Körperverletzungen und Sachbeschädigungen.
137 Bremer Fans, die
zu einem großen Teil der Hooligan-Szene zuzurechnen sind, hatten sich ab
einem Einkaufszentrum in Gröpelingen ein Schiff gechartert. Dies wurde
durch Aufklärungskräfte der Polizei festgestellt. Auf dem Weg in
Richtung Stadion hatten sie ein Transparent mit der Aufschrift „Scheiß
Hamburg“ am Schiff befestigt. Sie zündeten auf dem Schiff pyrotechnische
Gegenstände und hatten sich zum Teil maskiert. Dieses Schiff wurde
durch ein Boot der Wasserschutzpolizei („Lesmona“) abgefangen und zum
Anleger an der Schlachte dirigiert. Hier wurde es von einem großen
Aufgebot der Polizei kontrolliert. Es wurden die Personalien aller
Personen auf dem Schiff festgehalten. Das Transparent sowie diverse
Pyrotechnik (fünf „Bengalo“ und 17 „Böller“) wurden sichergestellt.
Weiter wurden ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz und Verstoß
gegen das Waffengesetz (Reizstoffsprühgerät) festgestellt.
Im turbulenten Einsatzgeschehen unterblieb die erforderliche
Sicherstellung der Masken. Im Anschluss dieser über zwei Stunden
dauernden Kontrolle mussten alle kontrollierten Personen aus Gründen der
Verhältnismäßigkeit entlassen werden. Ein Großteil fuhr mit dem Schiff
wieder zurück nach Gröpelingen. Keine der Personen hat das Fußballspiel
gesehen. Die Personalien, der auf dem Schiff kontrollierten Personen,
werden durch Fachdienststellen bewertet.
Vor dem Spiel kam es am Osterdeich zu Auseinandersetzungen. In Höhe
eines Cafés am Osterdeich war die Stimmung hochgradig aggressiv. Es
wurden aus der Hamburger Fangruppe heraus Flaschen und Pyrotechnik gegen
die Polizisten und gegen Werderfans geworfen. Nur durch massiven
Polizeieinsatz konnte die Situation beruhigt werden. Daher wurden
die Wasserwerfer und der Lautsprecherwagen der Polizei dort postiert.
Zusätzlich mussten die Werder-Fans vom Osterdeich mittels einer
sogenannten Polizeikette aus dem Gefahrenbereich geleitet werden.
Dadurch beruhigte sich die Lage.
In der Phase vor dem Spiel wurden im gesamten Stadtgebiet etliche
Kleingruppen der Fans kontrolliert, bei denen sogenannte passive
Bewaffnungen, wie Mundschutze und Quartzhandschuhe gefunden wurden. Der
Mannschaftsbus des HSV wurde bei der Stadioneinfahrt mit mehreren
Flaschen beworfen. Hierbei wurde eine Scheibe beschädigt.
Die zum Beginn der zweiten Halbzeit im Stadion abgebrannten Bengalos
sowie durch HSV-Fans herausgerissenen Sitzschalen im Stadion
beschäftigen die Polizei weiter. Die Ermittlungen dauern an.
Nach dem Spiel gingen etwa 450 Personen, größtenteils der Bremer
Ultra-Szene zuzurechnen, in Richtung Hamburger Straße. Trotz der
Begleitung von Polizeikräften traf ein Teil dieser Gruppe in Höhe einer
Gaststätte auf ca. 120 HSV-Anhänger. Diese befanden sich zum
überwiegenden Teil in diesem Lokal. Das Bedienungspersonal hatte sich
bereits aus Angst eingeschlossen und den Schankraum nicht mehr unter
Kontrolle bekommen. Es kam zu kurzen verbalen Provokationen, die in
Flaschen- und Becherwürfen mündeten. Einem Polizeibeamten wurde ein
Tisch gegen den Kopf geschleudert. Er zog sich hierbei ein HWS und
Schädelprellungen zu. Durch Eingreifen der Polizei konnten weitere
Auseinandersetzungen unterbunden werden. In diesem Zusammenhang
erfolgten zwei vorläufige Festnahmen und es ergingen Strafanzeigen wegen
gefährlicher Körperverletzung.
An der Sielwallkreuzung wurde durch Fußballfans wieder ein Fußballspiel
initiiert. Es kam zu einer Besetzung der Kreuzung. Straßenbahnen und
der Individualverkehr kamen völlig zum Erliegen. Pyrotechnik wurde
angebrannt und es wurden wieder Flaschen auf Polizisten geworfen. Ein
Streifenwagen wurde beschädigt. Nach 30 Minuten konnten starke
Polizeikräfte die Situation lösen.
Die Bremer und auswärtigen Einsatzkräfte mussten zu dieser Zeit noch zusätzlich durch die Bundespolizei unterstützt werden.
Bei diesem Derby verhielten sich selbst „normale“ Fußballfans unter Alkoholeinfluss sehr aggressiv.
Insgesamt wurden 12 Polizeibeamte verletzt. Sie erlitten Prellungen und Verstauchungen.
Zwei Einsatzhelme zerbrachen durch Flaschenwürfe.
Nur durch den
Einsatz des hohen Polizeiaufgebots von fast 1.100 Beamten war die
Polizei in der Lage, diese Vielzahl der Auseinandersetzungen zu
bewältigen.
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