"Wir können nicht davon ausgehen, dass Heranwachsende und junge Menschen ihre Rechte kennen. Sie sollen aber wissen, dass eine Heirat gegen ihren Willen eine Straftat darstellt, dass sie psychische und physische Gewalt nicht erdulden müssen und dass es Orte gibt, an denen sie Hilfe bekommen", erklärt Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe die Intention des Projekts. "Umfragen und Studien belegen, dass die Zwangsverheiratung junger Frauen und auch Männer Realität ist, auch in Bremen. Schulen berichten, dass Mädchen plötzlich nicht mehr zur Schule kommen, weil sie offenbar im Ausland verheiratet wurden – und wie hilflos Lehrkräfte und Klassen dem gegenüberstehen. Dabei gibt es Einrichtungen, die sich damit auskennen und Betroffene unterstützen können. Mit dem Flyer möchten wir sie informieren und ermutigen, diese Angebote anzunehmen."
Für junge Menschen sei es oft eine Zerreißprobe, zwischen Selbstbestimmung einerseits sowie Traditionen andererseits entscheiden zu müssen und damit Rückhalt und Wohlwollen der Familie zu riskieren, betont Silke Harth, Migrations- und Integrationsbeauftragte bei der Sozialsenatorin: "Es ist mehr als schwer, zwischen dem zu stehen, was die Eltern und die Familie verlangen, und einem Leben, wie man es sich selbst wünscht. Der Flyer kann eine kleine Brücke sein heraus aus der Einsamkeit eines vermeintlich unlösbaren Konflikts hin zu den Beratungsstellen. Die Fachleute dort wissen um diesen Konflikt und können Auswege aufzeigen. Sie wissen, wie wichtig es ist, die Polarisierung – Traditionen auf der einen Seite, Selbstbestimmung auf der anderen – so weit als möglich zu vermeiden, um junge Menschen zu erreichen und wirksam unterstützen zu können."
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