Ankunft der Flüchtlinge aus Ungarn (über München) am Bremer Hauptbahnhof
"Bundespolizei, Polizei Bremen, Arbeiterwohlfahrt, Bundeswehr, Bremer Straßenbahn AG und Bundesbahn haben in dieser Situation eng mit dem Sozialressort zusammengearbeitet", sagte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport. Sie dankte allen Beteiligten, dass sie den reibungslosen Ablauf am Bahnsteig sichergestellt haben und die Unterbringung der Flüchtlinge ermöglichen. Außerdem dankte sie einer Gruppe von Bremerinnen und Bremer, die als Willkommensinitiative zwei Nächte lang am Bahnhof ausgeharrt hatte, weil mit dem Eintreffen der Flüchtlinge bereits in der
Nacht auf Sonntag gerechnet worden war. Sie hatten die Flüchtlinge mit Beifall und einem Transparent mit dem Wort "Welcome" empfangen.
Arabisch sprechende Sprachmittler von der Arbeiterwohlfahrt, die sich freiwillig zu dem nächtlichen Einsatz gemeldet hatten, haben die Flüchtlinge unmittelbar nach ihrer Ankunft noch im Zug in arabischer Sprache informiert, dass nur ein Teil von ihnen in Bremen bleiben kann und die meisten weiterfahren ins Aufnahmelager Neumünster bei Kiel (Schleswig-Holstein). Die überwiegende Zahl der Flüchtlinge stammt aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. Die Sprachmittler haben die Flüchtlinge gemeinsam mit weiteren AWO-Kräften direkt beim Aussteigen aus dem Zug in Empfang genommen und zu zwei Gelenkbussen der Bremer Straßenbahn AG geleitet, die sie in ihre vorübergehende Sammelunterkunft auf dem Gelände des Polizeipräsidiums in der Vahr gefahren haben. Dort werden sie von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der AWO weiter betreut. Kräfte der Bundeswehr haben sich unterdessen bereits am Bahnhof um ein verletztes Kind gekümmert. Der Zug ist anschließend weitergefahren nach Neumünster, ein erheblicher Teil der Flüchtlinge befindet sich nach eigenem Bekunden auf der Weiterreise nach Schweden, das nach Angaben der Bundesregierung grundsätzlich aufnahmebereit sein soll.
"Die Menschen haben eine sehr lange Reise mit großer Ungewissheit hinter sich", sagte Senatorin Stahmann weiter. "Die Erschöpfung hat man ihnen angesehen." In vielen Gesichtern habe sich nach der Ankunft in Bremen aber auch der Ausdruck von Erleichterung eingestellt: "Ich bin froh, dass wir diesen Menschen ein Stück Sicherheit und Geborgenheit geben können, auch wenn es angesichts der ohnehin hohen Zahl an Zugängen eine immense Herausforderung werden wird, in den kommenden Tagen eine angemessene Unterkunft für sie herzurichten."
Die Zahl der Flüchtlinge, die aus Ungarn mit Erlaubnis der Bundesbehörden in die Bundesrepublik einreisen können ist nach Berichten aus den Bayerischen Ministerien über das Wochenende von zunächst 7.000 auf inzwischen bis zu 18.000 angewachsen. Bremen wird sich, wie alle anderen Bundesländer auch, entsprechend dem Königsteiner Schlüssel an der Aufnahme beteiligen. Für Bremen sind das knapp ein Prozent, insgesamt 170 Flüchtlinge. Rechtlich hätte Bayern allein in der Pflicht gestanden, die Menschen über das Wochenende unterzubringen und erst am heutigen Montag über das elektronische Erstaufnahmesystem (EASY) an die jeweils zuständigen Bundesländer weiterzuleiten. "Alle Länder waren sich einig, dass Bayern das nicht schaffen kann", sagte Senatorin Stahmann. "Es ist ein Akt der Solidarität und damit eine Selbstverständlichkeit, dass wir Bayern in dieser Situation nach unseren Möglichkeiten unterstützen."
Neben den 92 Flüchtlingen, die bereits aufgenommen wurden, wurden weitere 80 Flüchtlinge aus München am heutigen Montagmorgen gegen 8 Uhr erwartet. Sie sollten mit Bussen direkt auf das Gelände der Scharnhorst-Kaserne in Huckelriede gefahren werden, wo eine Halle als Quartier für sie vorbereitet wurde. Wie die Sporthalle in der Vahr hat das Technische Hilfswerk (THW) auch diese Halle mit Matratzen ausgestattet. Die Freiwillige Feuerwehr Bremen hat unter großem Aufwand über das Wochenende eine Erstversorgung der Flüchtlinge mit Lebensmitteln sichergestellt.
"Alle Vorbereitungen für die Aufnahme von bis zu 160 Menschen waren bereits am Sonnabend getroffen", sagte Senatorin Stahmann. "Zunächst mussten wir stündlich mit ihrer Ankunft rechnen. Erst am Sonntagvormittag konnten wir sicher sein, dass noch keine Flüchtlinge aus München unterwegs nach Bremen waren." Grund war der vergleichsweise große Aufwand, um Flüchtlinge von München in das kleinste Bundesland zu schicken; zunächst waren die großen und südlicher gelegenen Länder von München aus angefahren worden. Unterdessen seien aber auch an diese Wochenende Flüchtlinge auf den üblichen Wegen, meist organisiert durch Schlepper, in Bremen angekommen, insgesamt mehr als 200.
Bislang hat das Land Bremen im Jahr 2015 über 4.400 Flüchtlinge aufgenommen. Im ganzen Jahr 2014 waren es gut 2.200. Nach den Prognosen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge werden in diesem Jahr 800.000 Flüchtlinge in ganz Deutschland erwartet. Nach dem Königsteiner Schlüssel wird Bremen davon rund 8.000 aufnehmen, 20 Prozent davon in Bremerhaven. Das entspricht etwas mehr als einem Prozent der Bevölkerung des Landes.
Kommentar veröffentlichen