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Innensenator Mäurer stellt Polizeiliche Kriminalstatistik 2015 vor / 6000 mehr Fälle

Innensenator Ulrich Mäurer, Polizeipräsident Lutz Müller, die Leiterin des Landeskriminalamtes, Andrea Wittrock, und der Direktor der Ortspolizeibehörde Bremerhaven, Harry Götze, haben heute (3. März 2016) die polizeiliche Kriminalstatistik 2015 (PKS) vorgestellt.
Demnach stieg die Gesamtzahl der registrierten Straftaten im Land Bremen erstmals seit drei Jahren wieder an, von 83.777 auf 91.237. Ähnlich verhält es sich mit der Kriminalitätshäufigkeitszahl (Straftaten pro 100.000 Einwohner): sie stieg von 12.744. auf 13.784. Innensenator Mäurer verwies in dem Zusammenhang auf Straftaten von Ausländern, die nur dadurch zustanden kommen, dass sie als Flüchtlinge einen illegalen Grenzübertritt begangen haben. Außerdem gab es, neben tatsächlich höheren Fallzahlen beim Ladendiebstahl und dem KFZ-Aufbruch einen größeren Übertrag der Deliktszahlen aus dem Vorjahr, der in die jetzige Statistik mit einfloss. Grund waren Umstellungsschwierigkeiten bei der Einführung des neuen Vorgangsbearbeitungssystems @rtus bei der Polizei in 2014.
Die Aufklärungsquote für das Land Bremen stieg um 1,9 Prozent auf 47,7 Prozent.
Innensenator Mäurer erklärte zu Beginn der Pressekonferenz, es diesmal nicht bei der Präsentation und Erläuterung der Statistiken und Tabellen zu belassen, sondern im Ausblick ein Gesamtkonzept zur Verbesserung der Sicherheitslage im und um den Hauptbahnhof vorzustellen. Mäurer: "Die Analyse hat gezeigt, dass ca. 50 Prozent aller Straßenraube im vergangenen Jahr in der Innenstadt geschehen sind - davon wiederum ein großer Teil im Umfeld des Bahnhofs. Dafür ist vor allem eine kleine Gruppe hochkrimineller junger Flüchtlinge aus Nordafrika verantwortlich. Das muss ein Ende haben."
Im Hinblick auf den im vergangenen Jahr erfolgten Zustrom von Asylbegehrenden und Kriegsflüchtlingen in die Bundesrepublik Deutschland, haben im Land Bremen auch die Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz, das Asylgesetz oder das Freizügigkeitsgesetz, also Taten, die grundsätzlich nur durch Ausländer begangen werden können, zugenommen. Betrug die Anzahl dieser ausländerspezifischen Delikte im Jahr 2014 noch 1.296 Taten, wies die Statistik für das vergangene Jahr 2.996 dieser Fälle aus, das ist eine Steigerung um 131,2 Prozent.
Zu den Fallzahlen in Bremen:
Sie stiegen erstmals wieder seit 2011 an. Demnach kümmerte sich die Polizei Bremen im vergangenen Jahr um 76.978 Fälle. Im Vorjahr waren es noch 70.781 gewesen. Das Gros der rund 6200 zusätzlichen Straftaten setzt sich aus Verstößen gegen das Aufenthaltsgesetz (1701 Fälle), Diebstahl (2507 Fälle), sowie Vermögens- und Fälschungsdelikte zusammen (1242 Fälle).
Die Kriminalitätshäufigkeitszahl (Straftaten pro 100.000 Einwohner) stieg von 12.903 auf 13.951. Der Anteil der Tatverdächtigen unter 21 Jahren lag bei 25,6 Prozent (2014: 22,3).
Neben dem Wohnungseinbruch und der Bekämpfung von Straftaten gegen ältere Menschen (SÄM) war ein Schwerpunkt bei der polizeilichen Arbeit im vergangenen Jahr erneut die die Bekämpfung der Raubdelikte. Die polizeiliche Kriminalstatistik zeigt mit 992 Raubtaten einen Rückgang zum Vorjahr um 58 Fälle. Mäurer dazu: "Auf den ersten Blick sieht das überraschend gut aus, aber aus dem letzten Quartal des vergangenen Jahres sind noch viele Raubtaten nicht in die Polizeiliche Kriminalstatistik mit eingeflossen." Grund sei, dass die PKS eine sogenannte Ausgangstatistik sei, also nur die Fälle mit einfließen würden, bei denen die Ermittlungen bereits abgeschlossen seien und an die Staatsanwaltschaft abgegeben worden seien.
Beim Straßenraub haben es die meisten Täter weiterhin auf Smartphones, Bargeld und Halsketten abgesehen. Die Polizei begegnet dem Straßenraub seit Längerem mit verdeckten operativen Maßnahmen zu tatrelevanten Zeiten beispielsweise auf der Diskomeile, mit gezielten Ermittlungen, Prävention und Öffentlichkeitsarbeit. Rund die Hälfte der Straftaten ereignet sich im Innenstadtbereich und Steintor wobei beinahe 33 Prozent der Taten auf das Konto einer kleinen Gruppe von minderjährigen, unbegleiteten jungen Ausländern geht, die vorwiegend aus Nordafrika stammen.
Der Straßenraub stieg leicht an, von 409 auf 418 Fälle. Der Raub auf Geschäfte und Geldinstitute sowie Spielhallen und Tankstellen sank dagegen von 85 auf 40 Taten.
Bei den vollendeten Tötungsdelikten sank die Zahl erneut - von 3 auf 2 Taten.
Bei den Körperverletzungen ist ein Anstieg um 378 auf 5.989 angezeigte Straftaten zu verzeichnen. Die Aufklärungsquote betrug in diesem Deliktsfeld 82,8 Prozent.
Sorgen bereitet Innensenator Mäurer der Anstieg bei den Gewalttaten gegen Polizeibeamte. Sie nahmen im vergangenen Jahr um 18,5 Prozent zu. Hierbei sind keine verbalen Attacken und angezeigte Beleidigungen mit eingerechnet.
Eine Zunahme registrierten Polizei und Statistiker auch im Diebstahlsbereich von 33.847 auf 36.353 Delikte. Davon entfielen 2.361 Delikte auf den sogenannten einfachen Diebstahl z. B. Ladendiebstahl.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche befindet sich weiterhin in Bremen wie auch im Bundesgebiet auf einem hohen Niveau. Dabei gab es einen leichten Rückgang um 281 Taten in Bremen. Die Polizei hat im vergangenen Jahr 2.776 Wohnungseinbrüche bearbeitet, davon waren 43,3 Prozent der Taten im Versuchsstadium geblieben. "Seit 2012 erhöht sich jährlich die Zahl der vereitelten Wohnungseinbrüche", betonte Innensenator Mäurer. Dies zeige, dass die Appelle der Polizei an die Wohnungseigentümer in Sicherheit zu investieren, angenommen würden. Der Senator verhehlte jedoch nicht, dass sich die Situation trotz der insgesamt besseren Zahlen beim Wohnungseinbruch in einzelnen Stadtteilen, wie in Osterholz, Huchting und Kattenturm. verschlechtert habe. "Auch hier gilt es, mit vereinten Kräften und intensiver Öffentlichkeitsarbeit in diesem Jahr eine Trendwende zu schaffen", sagte Mäurer auf der Pressekonferenz. Die Polizei Bremen setzt zudem in diesem Deliktsfeld weiterhin auf Prävention und gezielte Öffentlichkeitsarbeit.
Viel Arbeit bereiteten der Polizei im vergangenen Jahr die Taschendiebe. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 426 mehr Straftaten. Ein Großteil geht auf das Konto von kriminellen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen.
Hinsichtlich der gezielten Straftaten gegen ältere Menschen (SÄM-Delikte) stellte Mäurer eine erhöhte Vorsicht bei den Senioren fest. "Von den 438 angezeigten Betrugsfällen blieben 337 im Versuch stecken. Beim Diebstahl zum Nachteil von älteren Menschen sanken die Fallzahlen um 60 Taten.
Beim Betrug stiegen die Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahr wieder an. "Wer Geschäfte im Internet tätigt, ist gut beraten, zweimal hinzuschauen und ein gesunde Portion Misstrauen mitzubringen", sagte Mäurer angesichts der Kriminalitätsentwicklung in diesem Feld.
Einen leichten Anstieg gab es zudem bei der Betäubungsmittelkriminalität in Bremen. Die Aufklärungsquote lag in diesem Bereich bei 83,2 Prozent.
"Das ist die Welt der Statistik. Sie sagt aber nur bedingt etwas über unsere zentralen Probleme aus", zog Mäurer nach der Vorstellung der PKS-Bilanz. Schließlich würden alle Straftaten vom Ladendiebstahl im Wert von zwei Euro, über ein gestohlenes Rad bis zum Tötungsdelikt in die Statistiken mit einfließen.
Damit leitete der Innensenator zu den "Herausforderungen" über, denen sich Polizei in diesem Jahr stellen werde. "Das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger in der Innenstadt muss schnellstens wieder besser werden", betonte Mäurer auf der Pressekonferenz. Dazu stellte er auf der Pressekonferenz erstmals ein integriertes Gesamtkonzept im und um den Hauptbahnhof vor, an dem derzeit mit Hochdruck gearbeitet werde. (Zu dem Programm gehören auch schon bereits angelaufene Maßnahmen.)
So sollen unter anderem:
  • gemeinsame Streifen mit der Bundespolizei verabredet
  • die Videoüberwachung erneuert und ausgebaut
  • es soll in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft die Ausschöpfung aller strafrechtlichen Möglichkeiten erreicht
  • Platzverweise und Durchquerungsverbote in und außerhalb des Bahnhofs ausgesprochen werden, die bei Nichtbeachtung dazu führen, dass die Betroffenen ins Polizeigewahrsam genommen
  • Maßnahmen der Sozialbehörde (aufsuchende Jugendarbeit) eingesetzt
  • die sichtbare und verdeckte Polizeipräsenz intensiviert
  • um das Sicherheitsgefühl in und um den Bahnhof zu erhöhen, Sicherheitspartnerschaften mit Anwohnern und Geschäftsleuten initiiert
  • die Beleuchtung optimiert und Unordnungserscheinungen beseitigt
werden.
Abschließend sprach sich Innensenator Mäurer erneut für eine geschlossene Unterbringung hochkrimineller minderjähriger Flüchtlinge aus. "Ohne eine solche Einrichtung fehlt uns ein ganz zentrales Instrument gegen diese Form der Jugendkriminalität."


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